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Konrad II. und Gisela ©

 

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Kaiser Konrad & Kaiserin Gisela (Teil 1)

Wahl und Krönung vor 1000 Jahren

Kamba, 4. September 1024: Konrad der Ältere wird König - Er gründet den Dom zu Speyer.

   Kaiser Konrad II. (Konrad der Ältere) wird um 990 geboren. Als Geburtsorte werden die Limburg (Bad Dürkheim), die Stadt Speyer und die Stadt Worms vermutet.

   Konrad war von 1024 bis 1039 deutscher König, von 1026 bis 1039 König von Italien, von 1027 bis 1039 römischer/römisch-deutscher Kaiser, von 1033 bis 1039 König von Burgund.

   Er stirbt am 4. Juni 1039 in Utrecht, bestattet wird der Leichnam am 3. Juli im Dom zu Speyer, das Herz und die Eingeweiden werden im Dom zu Utrecht bestattet.

   Vater: Heinrich von Speyer, auch von Worms genannt (+ vor 1000). Mutter: Adelheid von Metz (+ 1039/1046), aus dem Geschlecht der Matfriede.

 

Konrad II., Statue im Dom zu Speyer.

 

   Die Nachkommen des Hauses der Matfriede als Grafen von Metz und Herzöge von Lothringen bilden das Haus Châtenois.

   Mit ihrer Eheschließung im Jahr 1736 begründen Herzog Franz III. Stephan von Lothringen und die habsburgische Erzherzogin Maria Theresia, regierende Erzherzogin von Österreich, Königin von Ungarn und Königin von Böhmen, das Haus Habsburg-Lothringen.

   Das Oberhaupt aller Familien von Habsburg-Lothringen seit 1. Januar 2007 ist Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit Erzherzog Karl von Habsburg-Lothringen (* 11. Januar 1961), der im Jahr 2023 die Ausstellung „Die Habsburger im Mittelalter“ im Historischen Museum der Pfalz, Speyer, besuchte.

   Konrad wird nach dem frühen Tod des Vaters vom Bischof Burchard I. von Worms erzogen. Vom Familienvermögen, von den Gütern und Lehen, bleibt Konrad nur ein geringer Teil. Seine Mutter hat wieder geheiratet und sich bald nicht mehr um den Sohn gekümmert.

   Mit 12 Jahren ist Konrad nach dem salischen Recht mündig. Die Lex Salica (Pactus Legis Salica – Salisches Recht) ist ein spätantikes Gesetz der Völkerwanderungszeit, das nach traditioneller Auffassung 507–511 auf Anordnung des Merowingerkönigs Chlodwig I. mit dem Adel für die Franken im Frankenreich erlassen wurde.

   Bei dieser Datierung wäre es eines der ältesten erhaltenen Gesetzbücher. Die Datierung ist wissenschaftlich umstritten; so argumentiert der österreichische Historiker Karl Ubl die Lex Salica sei im Kern bereits um die Mitte des 5. Jahrhunderts entstanden, als die Franken noch kaiserliche Foederati waren. Einige Passagen, etwa der 47. Titel, stammen wohl aus dem späten 6. Jahrhundert.

   Die Lex Salica wird zu den Germanenrechten gezählt. Sie stützt sich vorwiegend auf germanisch-archaische Rechtsrituale, gehört daher zu den Leges Barbarorum. Gleichwohl wurde sie vulgarrechtlich (nachklassisch) beeinflusst, sodass auch römische Rechtstraditionen feststellbar sind. Benannt ist sie nach dem fränkischen Stamm der Salfranken, nicht mit dem Geschlecht der Salier zu verwechseln.

   Konrad wird vor allem weltlich und militärisch erzogen: Jagd, ritterliche Tugenden, Sport, Umgang mit Waffen. Des Schreibens und Lesens ist er zeitlebens nicht mächtig. Als König, beziehungsweise Kaiser Konrad II., baut er seine Machtstellung im Reich aus, seine Herrschaft ist nie ernsthaft in Gefahr. Er fördert die Valvassoren (Besitz, Erblichkeit der Lehen) und Ministerialen in der Verwaltung des Reiches. Den Frieden sichert der Salier im Norden und Osten mit einigen Gebietsabtretungen aber durch den Erwerb des Königreiches Burgund im Süden gelingt Konrad eine bedeutende Gebietserweiterung.

   Konrad führt den Vorsitz von Synoden, aber er fördert die Kirche nicht in dem Maße wie sein Vorgänger Kaiser Heinrich II. Seine Politik lässt Wipo zu dem Satz hinreißen: „An Konrads Sattel hängen die Steigbügel Karls des Großen“, der von Historikern bis in die Neuzeit gerne zitiert wird, und den Historiker Karl Hampe zur Formulierung bringt: "...ein vollsaftiger Laie mit schwertkundiger Faust" ("Deutschen Kaisergeschichte", 1909). Herwig Wolfram nennt Konrad einen „Vollblutpolitiker“ (Konrad II. 990 bis 1039 – Verlag C. H. Beck).

 

Gerechtigkeit und Gnade

   Der König muss wohl ein größeres Gerechtigkeitsempfinden gehabt haben und er war wohl auch eher zur Gnade bereit. Konrad hätte stinksauer sein können auf seinen großen Vertrauten Aribo von Mainz, weil dieser sich geweigert hatte, Gisela zur Königin zu krönen. Konrad hat aber anscheinend nicht barsch gegen Aribo reagiert, eine Maßregelung des Herrschers gegen den ranghöchsten Kirchenmann im Reich ist nicht bekannt.

   Vielleicht hat Konrad mit leisen Tönen und eher hinter den Kulissen den Kurfürst und Erzbischof Pilgrim von Köln hinsichtlich dessen Anspruchs auf das Krönungsrecht bestärkt. Vielleicht hat sogar Gisela ihrem Konrad den Tipp gegeben: Lass doch den Kölner mich zur Königin krönen. Köln wollte sowieso schon lange das Krönungsrecht haben.

   Konrad schützte massiv die schwachen Menschen. Einmal zog der König den Bischof von Verden zur Rechenschaft, weil dieser Knechte meistbietend verkaufte: Knechte sind Menschen und kein unvernünftiges Vieh. Zu den Konflikten mit seinem Cousin Konrad der Jüngere und mit seinem Stiefsohn Herzog Ernst II. später in dieser Serie.

   Als die Paveser nach dem Tod Heinrichs III. die Königspfalz in Pavia zerstörten, mit der Begründung, der Kaiser ist gestorben (die Paveser hatten ein Problem mit deutschen Herrschern und die Kaiserpfalz war ihnen verhasst) und ihre Stadt sei nun königsfrei, sagte Konrad vor einer Delegation aus Pavia: Wenn der Kaiser stirbt, so bleibt der Staat, wie das Schiff bleibt, wenn der Steuermann fällt. Das klingt modern, neuzeitlich, gab es das heutige Staatsverständnis damals nicht. Konrad verzichtete auf ein Strafgericht, er unternahm keine Strafexpedition.

 

Vorfahren

   Konrads lückenlose Stammfolge geht zurück auf Werner Graf im Nahegau, Speyergau und Wormsgau (+ 925?), der erste historisch fassbare Salier, der wahrscheinlich mit einer Konradinerin (Schwester König Konrads I.?) verheiratet war. Dessen Vorfahren sind die Widonen/Lambertiner – der früheste bekannte Vorfahre ist Bodilon Graf von Paris, verheiratet mit Sigrada vom Elsass. Wido und Lambert sind die Leitnamen der Familie.

   Die Widonen/Lambertiner gehörten zu den mächtigsten Adelsgeschlechtern. Bodilons und Sigradas Sohn Warin (Warinus, Garin, Gerwin) von Poitou (Landschaft im Westen Frankreichs, einst eine historische Provinz und Grafschaft), Graf von Paris und des Poitou wurde wegen einer Verschwörung gegen den König beschuldigt und im Jahr 679 in Poitou getötet.

   Sein Sohn Liutwin (Trier) war Graf von Poitiers (Hauptstadt des Départements Vienne in der Region Nouvelle-Aquitaine im Westen Frankreichs), er war Klostergründer in Mettlach, zunächst verheiratet mit einer Robertinerin (?), mit der er zwei Söhne hat: Milo und Wido.

   Liutwin wird schließlich Bischof von Trier. Sein Nachfolger als Bischof von Trier wird der Sohn Milo. - Bernhard Bumb. Fortsetzung folgt.

   Bild Konrad und Gisela: Goldenes Buch von Prüm, Trier/Stadtbibliothek, Deutsche Geschichte in 12 Bänden, Band 2, HG: Heinrich Pleticha, Verlagsgruppe Bertelsmann, Aufnahme für den Speyer-Report: Klemens Dörr

   Bild Reichskrone: Trifelsverein Annweiler. Das Bild zeigt die Kopie der Reichskrone auf dem Trifels. Die Reichskrone wird in der Hofburg zu Wien aufbewahrt.

   Bild Konrad II., Statue im Dom zu Speyer. © Bernhard Bumb

   Quellenangaben am Ende der Serie.

Zusätzliche Informationen