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- Veröffentlicht am Sonntag, 30. März 2025 07:31
Bilder © Klaus Landry
Weihbischof Otto Georgens feierte sein 30-jähriges Bischofsjubiläum im Speyerer Dom
„Du hast dein Ohr stets nah am Volk“
Speyer. - 1995: Österreich tritt der EU bei, die DVD wurde erfunden, Jacques Chirac wird zum französischen Staatspräsident gewählt, Windows 95 wird veröffentlicht – und Speyer bekommt einen neuen Weihbischof.
Am 25. März empfing Otto Georgens seine Bischofsweihe; am vergangenen Dienstag feierte er im Speyerer Dom mit Wegbegleitern, Freunden, Kollegen und Gläubigen das 30-jährige Weihejubiläum. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes übernahmen der Mädchenchor am Dom zu Speyer und die Speyerer Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller.
Otto Georgens.
Verkündigung des Herrn
Weihbischof Georgens widmete seine Predigt, 9 Monate vor der Geburt Jesu Christi, dem Fest „Verkündigung des Herrn“. „Unser Dom ist der in den Himmel aufgenommenen Jungfrau und Gottesmutter Maria geweiht“, so der Weihbischof. Schon kurz nach der Weihe habe die Wallfahrt zum Gnadenbild der Mutter Gottes eingesetzt, und auch der Mönch Bernhard von Clairvaux besuchte im Jahr 1146 den Dom. „Von Bernhard von Clairvaux stammt auch ein Satz, den er im Blick auf Maria gesprochen hat: ‚Die Erde und der Himmel erwarten dein Ja, o allerseligste Jungfrau Maria.‘ Maria hat die Erwartung nicht enttäuscht. Sie ja gesagt zu Gott und seinem Heilsplan mit den Menschen.“ Ihr Ja habe dem Sohn Gottes das menschliche Leben gegeben; und Gottes Ja und das Ja der Menschen schüfen auch heute noch Leben.
Stehempfang für den Jubilar im Westbau des Doms.
Im Evangelium erfährt Maria durch den Engel, zu welch großer Aufgabe Gott sie erwählt hat. „Maria war offen für Gott, deshalb ist sie bereit, ihr Ja zu sprechen. Sie sagt ihr Ja, obwohl sie weiß, dass die Erwählung durch Gott ihr keine äußere Ehre und Anerkennung bringen wird. Im Gegenteil: Die Erwählung durch Gott schafft Probleme.“ Dennoch habe sie ja gesagt und auch in den Dunklen Stunden unter dem Kreuz durchgehalten.
„Das Fest der Verkündigung des Herrn will uns aber auch an unsere eigene Erwählung erinnern“, betonte der Weihbischof. Die gemeinsame Feier des Festes sei ein Zeichen, dass auch die Gläubigen bereit seien, Ja zu sagen: „Es zeigt, dass wir versuchen, nicht nur unser Ja zu sagen, sondern es auch zu leben. Wenn wir bereit sind, Gottes Ruf zu hören und ihm zu antworten, bleiben auch uns – wie Maria – Wegstrecken der Dunkelheit, des Fragens und Leidens, des Zweifelns und Suchens nicht erspart. Doch am Beispiel und Leben von Maria können wir uns festhalten und ausrichten.“
Madeleine Delbrêl als Wegbegleiterin
„Es ist bekannt, dass mich seit langem Madeleine Delbrêl in meinem Dienst begleitet“, so der Weihbischof. Nach dem Tod der französischen Schriftstellerin und katholischen Mystikerin 1964 habe man eine Postkarte gefunden, mit der Darstellung der Verkündigung und den Worten „Fais pareil – Madeleine“ („Mach’s genauso – Madeleine“). „Niemand weiß, an wen Madeleine Delbrêl diese Karte schicken wollte, denn die Adresse des Empfängers oder der Empfängerin fehlt. Deshalb glaube ich, dass Sie und ich, ja wir alle gemeint sein könnten.“ Doch was will sie damit sagen? Entweder „wir sollen Botinnen und Boten Gottes sein, auf die Menschen zugehen und ihnen glaubhaft versichern: Der Herr ist mit dir. Auch du hast bei Gott Gnade gefunden“. Oder aber die Postkarte zielte darauf ab, sich an Maria zu orientieren – Ja zu sagen „im Vertrauen, dass Gott mich führt, dass er mich an der Hand nimmt, dass er mich hält.“
Glückwünsche aus Frankreich
Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, an der Weihbischof Georgens als Vertreter der deutschen Bischöfe teilnimmt, schickte Glückwünsche zum Jubiläum. Er dankte ihm für seine Teilnahme bei den Vollversammlungen in Lourdes seit 25 Jahren und hob insbesondere sein Interesse an Fragestellungen, Zukunftsthemen und pastoralen Initiativen der Kirche in Frankreich hervor. Der Erzbischof dankte Weihbischof Georgens für seine geschätzte Herzlichkeit und sein brüderliches Mitgehen.
Ein Leben für das Bistum Speyer
Am Ende des Gottesdienstes ergriff Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann das Wort, um seinem Mitbruder, auch im Namen der ganzen Diözese, zu danken und ihn zu würdigen:
„Danke für dein Ja-Wort, nicht nur heute vor 30 Jahren bei deiner Weihe, sondern immer wieder neu, jeden Tag, ob bei der Caritas, für die Orden oder in der Weltkirche“, zählte Wiesemann damit einige (frühere) Aufgabengebiete des Weihbischofs auf. „In 30 Jahren als Bischof lernt man, wie wichtig das Hören und Zuhören sind – das Hören auf Gottes Willen und das Zuhören bei den Menschen. Du bist ein guter Zuhörer, Otto, denn du hast dein Ohr stets nah am Volk.“ So gelinge es dem Weihbischof auch, Herzen zu erreichen und von Herz zu Herz zu sprechen, gerne auch in Pfälzer Mundart. „Als ich selbst hier vor 17 Jahren als Bischof begonnen bin, hast du mich an die Hand genommen und hier herzlich willkommen geheißen.“
Wiesemann erinnerte auch an Menschen, die Otto Georgens prägten und prägen: An Georgens' verstorbene Mutter und den verstorbenen Bischof Anton Schlembach, oder an seinen Bruder Urban Georgens, den der Weihbischof mit großer Liebe und Fürsorge begleite. Hier, so Wiesemann, passe wieder das Wort Delbrêls aus der Predigt: „Fais pareil, mach‘s genauso! Mach‘s wie Gott, werde Mensch. Und du machst es so, du bist Mensch, im besten Sinne des Wortes!“ Die Gläubigen im gut besetzten Dom unterstrichen diese Dankesworte mit Applaus und mit einem großen Kanon von „Viel Glück und viel Segen
Zur Vita
Geboren wurde Otto Georgens 1950 in Weisenheim am Berg. Bevor er 1986 als Pfarrer nach Eppenbrunn ging, war er Sekretär der beiden Speyerer Bischöfe Dr. Friedrich Wetter und Dr. Anton Schlembach. 1994 wurde er Dekan des Dekanats Pirmasens. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1995 zum Weihbischof in Speyer:
Am 25. März empfing er die Bischofsweihe. Seit Februar 2009 ist der Weihbischof Bischofsvikar für weltkirchliche Aufgaben im Bistum Speyer. Weihbischof Georgens gehört innerhalb der Deutschen Bischofskonferenz der Liturgiekommission, der Kommission Weltkirche sowie der Unterkommission für Entwicklungsfragen der Deutschen Bischofskonferenz an.
Als Delegierter vertritt er die Deutsche Bischofskonferenz bei der Vollversammlung der französischen Bischöfe. - Presse Bistum Speyer