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Bild © Bernhard Bumb

Das Fest-Programm für die Speyerer Schiffbrücke

Kult(o)urnacht 2025: Plakat im Museum im Brückenhaus

Speyer. - Die Schiffbrücke (1865 bis 1938) war eine technische Meisterleistung, eine Schwimmbrücke, auf Pontons befestigt. Pontons sind Elemente (Schwimmkörper), die wie Boote konstruiert sind, keinen Motor haben und nicht von Ruderern bewegt werden.

   Die Speyerer Schiffbrücke war die einzige ihrer Art in ganz Europa – ein „Wunderwerk der Technik“. Ein „schwimmendes Unikum“ heißt es in einer Dokumentation der Fernsehserie „Eisenbahnromantik“.

   Vorher gab es keine feste Speyerer Rheinbrücke, es gab seit Jahrhunderten nur Fähren, in der Antike (Römerzeit) wahrscheinlich nicht einmal Fähren, man setzte wohl nur mit Booten über den Fluss, obwohl römerzeitliche Architekten und Ingenieure steinerne Brücken und Aquädukte bauten.

   Bei der Ankunft von Schiffen wurde die Schiffbrücke mittels zentraler Steuerung in der Mitte geöffnet, beide Teile zur Seite gefahren, damit die Schiffe weiterfahren konnten. Bei geschlossener Schiffbrücke passierten nicht nur Fuhrwerke, seit 1873 die Eisenbahn, genannt „Klepperle“, seit 1886 Autos die Speyerer Schiffbrücke, auch Fußgänger und Radfahrer wechselten die Rheinseiten.

   Wer öfter mal vom Speyerer Ufer ins Badische fuhr und zurück war Dr. Edith Stein, eine Heilige der Kirche, die im KZ Auschwitz ermordet wurde. Ein besonderes Ereignis für das Bistum Speyer war der Transport der heutigen Marienstatue im Speyerer Dom. Das Kunstwerk, von Papst Pius XI. geweiht, kam über die Schiffbrücke in die Stadt, auf einem Wagen, der von sechs starken Pferden bis zum Dom gezogen wurde.

   Eröffnet, beziehungsweise in Betrieb genommen wurde die Schiffbrücke am 27. August 1865. Das Programmplakat wurde in der Kult(o)urnacht am vergangenen Freitag im Museum des Schiffbauer-, Schiffer- und Fischerverein präsentiert:

 

Zur Einstimmung ab‘s Böller

   Am Vorabend verkündeten Böllerschüsse die bevorstehende Eröffnung der Schiffbrücke. Dann gab es musikalische Unterhaltung „auf dem Bierkeller des Herrn Christian Sick“.

 

Festtag:

   6 Uhr morgens Böllerschüsse – das wär‘ doch mal was, wenn die Speyerer zum Start des Brezelfestes um diese Uhrzeit mit Gewehrsalven geweckt werden –, Tagreveille (Weckruf) mit Musik vom Altpörtel.

   Um 11 Uhr: Aufstellung des Festzugs am Ausgang der neuen Ludwigstraße, er bewegt sich durch die Landauer Vorstadt bis über die Brücke ans badische Ufer. „Daselbst feierlicher Empfang unserer badischen Nachbarn“. Festrede.

   „Hierauf vereinigter Rückzug durch die Hauptstraße, Wormserstraße bis zum Platze am Weidenberg woselbst sich der Zug auflöst“.

   „Nachmittags um 3 Uhr“: Volksbelustigung auf dem Festplatz, an die „Schuljugend“ werden Brezeln verteilt – wohl kostenlos.

   „Von 4 Uhr an“: Hamoniemusik auf dem Festplatz, Musik des 3. Ulanen-Regiments (Ulanen sind ursprünglich Lanzenreiter der Kavallerie ) und des 4. Infanterie-Regiments.

   „Abends ½ 7 Uhr“: Beleuchtung des Festplatzes - „Um 9 Uhr“: Feuerwerk und Beleuchtung der Brücke. Speyer, den 22. August 1865 – „Das Fest-Comite“ - Das Plakat wurde von Daniel Kranzbühler, Speyer, gedruckt. - bb

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