Aktuell

© Fundus/Peter Bernecker

Weihnachtsbotschaft der Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig

Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst ruft dazu auf, Weihnachten und das Kind in der Krippe an allen Tagen in die Herzen einziehen zu lassen.

   „Wir können das. Wenn wir ihm Herberge geben in unserem Leben. Wenn wir Stallgemeinschaft werden und bleiben“, sagt Wüst in ihrer Weihnachtsbotschaft.

 

Dorothee Wüst

 

   Speyer (lk). Im Kind in der Krippe setze Gott ein Zeichen gegen Gewalt, Mutlosigkeit und soziale Kälte, sagt Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Der Stall von Bethlehem sei allerdings „kein Postkarten-Idyll, keine flüchtige Atempause von der Realität“. Weihnachten gehe tiefer - „Gott wird einer von uns. Er geht mit uns durch die finsteren Täler und hat Hoffnung, Mut und Kraft im Gepäck. Weil seit Weihnachten Gottes Kraft gerade in den Schwachen mächtig ist. Also auch in uns.“

   So gestärkt sei es möglich, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und sich dort einzusetzen, wo Hilfe gebraucht werde, sagt Wüst. In Gottes Kraft „interessieren wir uns für andere, nicht nur für uns selbst. Suchen den Frieden und jagen ihm nach. Wehren der Einsamkeit und bauen an Gemeinschaft der Verschiedenen. Sehen den Menschen, der Hilfe braucht, kämpfen für die Rechte von Kindern und lassen unsere Alten nicht im Stich. Unerschrocken und unermüdlich.“

 

Weihnachtsbotschaft im Wortlaut

   Jedes Jahr berühren uns die Bilder von Kind und Krippe, von Stall und Stern, von Engeln und Hirten. In diesen Bildern scheint die Welt heil, genau das, wonach wir uns so sehr sehnen. Denn die täglichen Nachrichten sind oft schwer zu ertragen. Hoffnung hat es gerade nicht leicht. Die Welt wirkt düster, Perspektiven sind rar.

   Der Sog der Gewalt reißt so viele mit sich. Im Krieg in der Ukraine, im Nahen Osten und an vielen anderen Orten. Menschen haben keine Chance auf ein gutes Leben, auf Leben überhaupt. Die Zukunft macht uns auch in unserem Land Sorgen. Wirtschaftliche Prognosen, soziale Kälte, schwindendes Vertrauen in die Demokratie – all das bedrückt, drückt nieder. Schlechte Nachrichten lehren uns das Fürchten und rauben uns den Mut.

   Doch im Kind in der Krippe setzt Gott ein starkes Zeichen gegen all das. Der Stall von Bethlehem ist kein Postkarten-Idyll, keine flüchtige Atempause von der Realität. Weihnachten geht tiefer, geht in alle Tiefen, in unsere Tiefen und Abgründe. Obdachlose Eltern, ein unterdrücktes Volk, Menschen am Rand der Gesellschaft. Und ein Kind, verletzlich und gefährdet. So zeigt sich Gott. So kommt er zu uns. So kommen wir zu ihm.

   Wir bringen alles mit zur Krippe: unsere Sorgen, unsere Ängste, unsere Wunden. Wir stehen mit den Hirten an der Krippe. Fühlen uns allein, enttäuscht, unsicher. Und sehnen uns gleichzeitig nach Licht, nach Liebe, nach Frieden. Und all das ist hier, bei diesem Kind, in diesem Kind. In Gott, der zu uns kommt.

   Gott wird einer von uns. Er kennt unsere Lasten und Ängste, unsere Zweifel und Erschöpfung. Er bleibt nicht fern in seinen himmlischen Höhen, sondern kommt zu uns, kommt mitten unter uns. Er geht mit uns durch die finsteren Täler und hat Hoffnung, Mut und Kraft im Gepäck. Weil seit Weihnachten Gottes Kraft gerade in den Schwachen mächtig ist. Also auch in uns.

   Diese Kraft ist da. Nicht nur alle Jahre wieder, sondern jeden Tag. Sie lässt uns leben und handeln. In ihr interessieren wir uns für andere, nicht nur für uns selbst. Suchen den Frieden und jagen ihm nach. Wehren der Einsamkeit und bauen an Gemeinschaft der Verschiedenen. Sehen den Menschen, der Hilfe braucht, kämpfen für die Rechte von Kindern und lassen unsere Alten nicht im Stich. Unerschrocken und unermüdlich.

   Wir können das. Weil Weihnachten nicht nur an wenigen Tagen im Jahr ist, sondern an allen Tagen in unserem Herzen. Wenn wir es einziehen lassen, das Kind in der Krippe. Wenn wir ihm Herberge geben in unserem Leben. Wenn wir Stallgemeinschaft werden und bleiben. Gemeinschaft der Schwachen, die Gott stark macht. Um Licht in die Welt zu bringen. Nicht mehr und nicht weniger. Frohe Botschaft. Frohe Weihnachten!

 

INFO

   Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst predigt am ersten Weihnachtsfeiertag, 25.12., 10 Uhr, in der Gedächtniskirche Speyer - Link https://www.evkirchepfalz.de/weihnachtsbotschaft

   Bild: Mit dem Kind in der Krippe wird Gott in den Schwachen mächtig.

Zusätzliche Informationen