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- Veröffentlicht am Dienstag, 13. Mai 2025 20:56
IHK-Konjunkturbericht Frühsommer
Pfälzer Wirtschaft in Wartestellung
Ludwigshafen. - Die Stimmung in der Pfälzer Wirtschaft ist weiterhin gedämpft und von Ungewissheit geprägt.
Dazu trägt unter anderem die erratische US-Handelspolitik bei, die von den Unternehmen in die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz eingepreist wurde. So nennen 32% der Unternehmen über alle Branchen hinweg ihre Geschäftslage schlecht. Immerhin: Die Geschäftserwartungen haben sich im Vergleich zur letzten Umfrage etwas aufgehellt: Inzwischen gehen 15% der Befragten von einer konjunkturellen Erholung im Lauf der nächsten zwölf Monate aus (Jahresbeginn: 8%).
Albrecht Hornbach, Präsident der IHK Pfalz, setzt seine Hoffnung auf die neue Bundesregierung und fordert, dass die angekündigten wirtschafts- und finanzpolitischen Maßnahmen schnell umgesetzt werden. „Viele Probleme in Deutschland bereiten wir uns selbst – aber die Lösungen liegen oft auf der Hand: weniger Energiekosten, weniger Steuern und weniger Bürokratie. Die Einrichtung des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung ist ein erster Schritt auf dem Weg zu effizienteren Verwaltungsprozessen. Davon erwartet sich die Wirtschaft viel.“ Die IHK-Organisation hat der neuen Bundesregierung dazu Vorschläge zukommen lassen.
Konjunkturklimaindex deutlich gestiegen
Der Konjunkturklimaindex ist gestiegen, und zwar deutlich von 76 auf 85 Punkte. Die Wachstumsgrenze ist allerdings erst bei 100 Punkten erreicht. Ruth Scherer, Konjunkturexpertin der IHK Pfalz: „Die Branchen sind dabei unterschiedlich unterwegs – die Dienstleistungsunternehmen erreichen einen Wert von 98 Punkten, die Industrie liegt bei 88 Punkten, das Gastgewerbe erreicht immerhin 83 Punkte.“ Völlig gegenläufig entwickele sich jedoch der Handel mit nur noch 63 Punkten (Jahresbeginn: 69 Punkte). „Hier zeigt sich deutlich, dass den Verbraucherinnen und Verbrauchern das Geld nicht mehr so locker in der Tasche sitzt“, meint Scherer. „Das spiegeln auch die Antworten auf unsere Frage nach den größten Risiken für die Geschäftsentwicklung wider: Als erstes werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen genannt, danach folgen die Energie- und Rohstoffpreise sowie die Entwicklung des Inlandsabsatzes.“
Industrie
Das Geschäftsklima in der Industrie hat sich seit der letzten Konjunkturumfrage entspannt: 57% nennen die aktuelle Lage „zufriedenstellend“ (Jahresbeginn: 43%). Mit besseren Geschäften in den nächsten zwölf Monaten rechnen derzeit nur 17% der Befragten, immerhin mehr als zu Jahresbeginn (8%). Zugleich gehen 61% davon aus, dass sich das Exportgeschäft gleichbleibend entwickelt (Jahresbeginn: 42%). Die Investitionsbereitschaft in der Industrie bleibt verhalten, 47% behalten ihre Budgets bei (Jahresbeginn: 36%). Angespannt bleibt der Arbeitsmarkt, denn inzwischen 24% der Unternehmen sprechen davon, Personal abzubauen (Jahresbeginn: 21%).
Handel
Besonders pessimistisch sind die Groß- und Einzelhändler gestimmt. Der Handel schätzt die Geschäftslage weithin als schlecht ein, 51% sind dieser Meinung (Jahresbeginn: 36%). Bei den Geschäftserwartungen gehen nur 5% von einer konjunkturellen Erholung aus (Jahresbeginn: 4%). Bei den Investitionsplanungen hat sich seit der letzten Umfrage zu Jahresbeginn kaum etwas geändert: 24% wollen mehr Geld ausgeben (zuvor: 26%). Ein Drittel der Händler denkt über einen Arbeitsplatzabbau nach (Jahresbeginn: 36%).
Dienstleistungen
Jeweils 21% der Dienstleistungsunternehmen nennen ihre aktuelle Geschäftslage gut oder schlecht (Jahresbeginn: 23% gut, 17% schlecht). Bei den Geschäftserwartungen gehen 51% von einem gleichbleibenden Trend aus (Jahresbeginn: 54%) und 20% von einer günstigeren (12%). Außerdem ist Investitionszurückhaltung zu spüren: 56% wollen ihre Budgets beibehalten (Jahresbeginn: 45%). Beim Arbeitsmarkt ist eine Stabilisierung zu erkennen, denn die große Mehrheit (genau: 71%, Jahresbeginn 63%) will die Beschäftigtenzahl halten. Allerdings denken immer noch 15% über Entlassungen nach (Jahresbeginn: 26%).
Gastgewerbe
Die Inhaber von Hotels und Gastronomiebetrieben schätzen die Geschäftslage aktuell zu 46% als „zufriedenstellend“ ein (Jahresbeginn: 49%). Auch wenn der Sommer vor der Tür steht: Ein Drittel der Unternehmen im Gastgewerbe rechnet mit schlechteren Geschäften (genau: 34%, Jahresbeginn: 38%), aber zugleich mehr Betriebe als bisher mit einer Belebung (von 8% auf 15%). Das hat mehrere Auswirkungen: 54% der Betriebe wollen weniger investieren als bisher, nur 15% erhöhen ihre Budgets (Jahresbeginn: 57% bzw. 11%). Ebenso sind die Beschäftigten betroffen: 35% der Befragten sprechen davon, Entlassungen zu planen (Jahresbeginn 19%).
Der Konjunkturbericht der IHK Pfalz beruht auf der regelmäßigen Befragung von rund 1.300 Unternehmen, überwiegend Handelsregister-Firmen aus den Wirtschaftssektoren Industrie, Handel und Dienstleistungen sowie Gastgewerbe. Sie repräsentieren rund 70% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Pfalz. Die Ergebnisse sind nach Beschäftigtengrößenklassen gewichtet. Die Befragung wurde im Zeitraum vom 24. März 2025 bis zum 30. April 2025 durchgeführt. - Sonja Mahn
Der gesamte Konjunkturbericht unter: www.ihk.de/pfalz, Nummer 417.