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Der ermordete Franz Joseph Heinz © Stadtarchiv Speyer, 233-1 Reg. Nr. 001296/Fritz Egem

Vor 100 Jahren in Speyer: Ermordung des Separatistenführers Franz Joseph Heinz

Das Titelbild zeigt den ermordeten Franz Joseph Heinz, genannt Heinz Orbis, in seiner Blutlache – er stammt aus dem damals nordpfälzischen Dorf Orbis, das schon lange zu Rheinhessen gehört.

   Heinz Orbis (* 25. Februar 1884) wurde am 9. Januar 1924 im Wittelsbacher Hof (W-Hof) in Speyer von Attentätern (Agenten), die vom bayerischen Staat angeheuert wurden, erschossen.

   Die Pfalz gehörte bis Ende des Zweiten Weltkrieges zum Freistaat Bayern, Speyer war Sitz der bayerischen Regierung der Pfalz.

 

Mitglieder der neuen separatistischen Regierung der Pfalz nach dem Attentat am 9. Januar 1924 auf Heinz-Orbis. Stehend v. l. Heinrich Kubach, Dr. Ludwig Schwecher, Karl Minster, Georg Kunz. Sitzend v. l. Otto Müller, Adolf Bley, Hugo Wilhelm. © Stadtarchiv Speyer, 233-1 Reg. Nr. 001295/Fritz Egem.

 

   Nach dem Ersten Weltkrieg war Frankreich bestrebt, seinen Machtbereich bis an den Rhein auszudehnen und unterstützte die Separatistenbewegung der „Regierung Heinz Orbis“, die separatistische Bewegung „Autonome Pfalz“.

   Aufgrund der politischen und wirtschaftlichen Folgen des Krieges im Deutschen Reich - Weimarer Republik -, französische und belgische Besatzungen, der Ruhrbesetzung, der Massenarbeitslosigkeit und des Elends unter der Bevölkerung hat die Bewegung viel Zuspruch gefunden.

 

Der erschossene Heinz Orbis auf einem Polizeifoto von 1924/Historisches Museum der Pfalz

 

   Frankreich wollte linksrheinisch bis zur Grenze der Niederlande drei Pufferstaaten unter seinem Einfluss – einer dieser Pufferstaaten sollte die Pfalz sein. Franz J. Heinz rief am 11. November 1023 in Speyer, der Kreishauptstadt, die „Regierung der Autonomen Pfalz“ aus. Für diese „Regierung“ sollte die vom Reich und von Bayern abgetrennte Pfalz die Lösung aller Probleme sein.

   Das Attentat auf Heinz Orbis am 9. Januar 2024 wurde von Gegnern der Separatisten mit Billigung der Regierung in München vorgenommen. Zwei der Attentäter – Franz Hellinger, Ferdinand Wiesman – kamen bei der Aktion ums Leben und wurde zu Helden erkoren. Ein großes Denkmal auf dem Speyerer Friedhof, das an Hellinger und Wiesmann erinnert, sorgt weiterhin für Diskussionen.

   Im Dritten Reiches wurden die Separatisten als Hochverräter verfolgt, einige der Separatisten kamen in Konzentrationslagern ums Leben. - Quelle: Ludger Tekampe/Vanessa Velikonja/Historisches Museum der Pfalz

   Während des Attentats, saß ein Journalist der „Times“ im Speisesaal des Wittelsbacher Hofs, in dem die Schießerei stattgefunden hat – ihm passierte nichts, er melde aber sofort die Aktion telegraphisch nach London. Also nur wenige Stunden nach dem Attentat war ein Bericht in der Ausgabe der „Times“ vom 10. Januar 1924. Es wird bis heute vermutet, dass der Journalist vom Bistum Speyer „informiert“ wurde.

   Am 10. Januar lag der Leichnam des Franz J. Heinz den ganzen Tag in einer Blutlache im Speisesaal des W-Hofs und wurde der Besichtigung fürs Volk frei gegeben. Ein Fotograf machte daraus ein Geschäft. Von diesem Motiv wurden viele Postkarten – angeblich 3.000 Stück – hergestellt und gingen massenweise mit Grüßen Speyer hinaus in die Welt.

   Heinz Orbis war Landwirt, selbsternannter Präsident/Freie Bauernschaft, er gründet 1923 das bewaffnete Pfälzische Corps, er war Mitglied der DVP (Deutsche Volkspartei) und Mitglied des Pfälzischen Kreistags – heute: Bezirkstag Pfalz.

   Die Gruppe der Attentäter wird oft als Pfalzbefreier bezeichnet, was insofern fasch ist, weil die französische Besatzung erst Ende Juni 1930 die Pfalz verlassen hat.

   Einige Mitglieder der Attentatsgruppe trugen Armbinden mit dem Hakenkreuz, was diese Männer als Rechtsextremisten/Nationalsozialisten kenntlich macht.  - Quellen: mehrere – Bernhard Bumb

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