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Leon Kegler © Familie Kegler

Die goldene Brezel

Ein Speyerer Märchen von Leon Kegler

Vor sehr langer Zeit lebte in der Nähe des Altpörtels eine Familie mit den Söhnen Fritz und Ludwig. Die Familie war sehr arm und hatte oft wenig zu essen. Fritz wurde von den Eltern mehr geliebt als sein Bruder Ludwig, denn er war der Erstgeborene. Fritz war faul, habgierig und böse, dagegen war Ludwig fleißig, hilfsbereit und lieb. Ludwig musste jeden Tag am Dom um Essen betteln, während sein Bruder nichts tun musste. Seit mehreren Tagen hatte Ludwig kein Essen mehr erbettelt.

   Am nächsten Tag kam Ludwig wieder spät Abends ohne Essen nach Hause und der Vater schrie Ludwig an: „Wenn du bis zum siebten Tag immer noch kein Essen bringst, dann brauchst du nie wieder nach Hause zu kommen!“ Als der siebte Tag gekommen war, es war schon spät und Ludwig hatte immer noch kein Essen, er fing bitterlich an zu weinen. Doch plötzlich kam ein riesengroßer alter Mann, ohne Schuhe, mit einem langen Mantel, einen spitzen Hut und einem langen Stock in der Hand.

   Ludwig erschrak sich gewaltig, der Mann jedoch sprach mit ruhiger Stimme: „Mein Name ist Jakob, ich komme von weit her, was ist dein Leid?“ Ludwig erzählte seine Geschichte, daraufhin holte Jakob eine wunderschöne, glänzende und fast schon zauberhafte goldene Brezel aus seiner Tasche. Jakob sagte: „Das ist eine Zauberbrezel, sie wird nie alle, aber es gibt einige Bedingungen. Bevor du sie anfängst zu essen, musst du immer diesen Zauberspruch aufsagen: ‚Berzel-Brezel werd nie knapp und mach mich immer satt.‘“ Und der alte Mann merkte an: „Du darfst die nächsten sieben Jahre nicht mehr nach Hause zurückkehren. Die Brezel darf nicht in falsche Hände geraten und tue nur Gutes mit ihr.“

   Ludwig bedankte sich und versprach, sich an die Bedingungen zu halten. Die nächsten Jahre vergingen und Ludwig zog von Stadt zu Stadt und kümmerte sich um arme Menschen. In dieser Zeit musste sein Bruder Fritz an seiner Stelle betteln gehen aber fast immer ohne Erfolg. Mit der Zeit wurde Ludwig unter den armen Leuten bekannt, aber auch immer mehr Reiche hörten von seiner Geschichte und wurden missgünstig.

   Ludwig hielt sich all die Jahre immer an die Bedingungen und verriet den Zauberspruch nie jemandem. Eines Nachts schlief Ludwig im Wald und zwei Räuber, welche vom König beauftragt waren, kamen und stahlen seine goldene Brezel. Doch bevor sie die Brezel dem König überreichen wollten, wollten sie diese probieren. Beide brachen sich ein Stück von der Brezel ab und aßen diese.

   Auf einmal blieben die Brezelstücke den beiden Dieben im Halse stecken und sie fielen sofort tot um. Noch bevor Ludwig aufwachte und etwas von all dem bemerkt hatte, lag die Brezel wie von Zauberhand wieder in seiner Tasche. Nach sieben Jahren wurde sein Heimweh immer größer. Eines Tages beschloss er, nach Speyer zurückzukehren. Seine Eltern waren schon gestorben. Als Ludwig am Dom ankam, sah er seinen Bruder auf einer der Stufen sitzen.

   Er war noch immer sehr arm und musste um sein Essen betteln. Fritz erkannte seinen Bruder Ludwig sofort wieder, fing bitterlich an zu weinen und entschuldigte sich für alles. Beide Brüder fielen sich in die Arme und waren froh, wieder zusammen zu sein. Ludwig erzählte Fritz bei einem leckeren Stück Brezel seine ganze Geschichte. Sie beschlossen von nun an, gemeinsam von Stadt zu Stadt zu ziehen, um Gutes zu tun. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ziehen sie noch heute durchs Land und helfen armen Menschen. - © Leon Kegler

 

   Diese Geschichte war eine Aufgabe im Online-Unterricht/Fach Deutsch. „Schreibt ein eigenes Märchen“, lautete der Auftrag. Leon Kegler (11) geht in die 5. Klasse am Friedrich-Magnus-Schwerd-Gymnasium in Speyer. Seine Hobbys: Fußball, Sport allgemein und er spielt gerne Gitarre.

 

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