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Die Delegation aus dem Bistum Speyer v. l. Theo Wieder, Weihbischof Otto Georgens, Pfarrer Volker Sehy und Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. © Maximilian von Lachner

„Die Texte des Synodalen Weges mit Leben füllen“

Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) zur V. Synodalversammlung

Dankbar blicke ich auf die V. Synodalversammlung und den gesamten Synodalen Weg der Kirche in Deutschland zurück. Von Beginn an habe ich mich für diesen gemeinsamen Weg von Deutscher Bischofskonferenz und ZdK stark gemacht. Aus Überzeugung und mit innerer Leidenschaft habe ich mich am Ringen um die Frage beteiligt, wie wir unsere Kirche geistlich und strukturell erneuern können und müssen.

   Am Ende des Synodalen Weges möchte ich noch einmal an seinen Auslöser erinnern: an den vielfachen sexuellen Missbrauchs im Raum der Kirche und dessen systemische Ursachen. Mit den Beschlüssen haben wir den notwendigen Perspektivwechsel zugunsten der Betroffenen sexualisierter Gewalt entschieden vorangebracht. Dies haben wir in Frankfurt durch einen eindrücklichen Akt der Verantwortungsübernahme unterstrichen, der geprägt war von dem festen Willen, alles uns Mögliche zu tun, um Missbrauch in der Kirche künftig noch wirksamer zu verhindern.

   Ich habe allen Beschlüssen des Synodalen Weges persönlich zugestimmt. Sie bilden eine gute, theologisch verantwortbare und im Hinblick auf die Krise der Kirche auch notwendige Basis zur Erneuerung der Kirche und zur Weiterentwicklung ihrer Lehre. Dies gilt auch für die Texte der V. Synodalversammlung – etwa zum Zölibat, zu Frauen in sakramentalen Ämtern oder zum Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt.

   Im gemeinsamen Ringen, im Hören aufeinander und auf dem Weg der geistlichen Unterscheidung sind wir auch bei diesen kontrovers diskutierten Themen zu Entscheidungen zu kommen, die von einer breiten Mitte aller Synodalen wie auch von der erforderlichen 2/3-Mehrheit der Bischöfe mitgetragen werden. Die Diskussionen des weltweiten synodalen Prozesses zeigen mir zugleich, dass wir damit keinen deutschen Sonderweg eingeschlagen haben. Wir hatten den Weltkirche-Horizont stets im Blick und können so wichtige Impulse und Anregungen für die Gesamtkirche geben.

   Nun gilt es, die Texte des Synodalen Weges mit Leben zu füllen. Wir werden uns im Bistum Speyer intensiv mit den Texten des Synodalen Weges befassen. Vieles davon kann und soll möglichst schnell umgesetzt werden. Weiteres, was zur Prüfung ausgewiesen ist, sollzeitnah bearbeitet werden. Mit der Einrichtung der Diözesanversammlung, der Ernennung von Beauftragten für die Seelsorge für queere Menschen, der Einführung einer Frauenquote für Leitungspositionen und dem Inkraftsetzen der neuen Grundordnung sind wir bereits wichtige Schritte gegangen. Diesen müssen und werden weitere folgen.

   In der Synodalaula haben wir jedoch nicht nur an Texten gearbeitet. Wir haben miteinander eingeübt, was es bedeutet, synodal Kirche zu sein: Gemeinsam auf das Wort Gottes hören und die Zeichen der Zeit im Licht des Evangeliums deuten. Die Vielfalt der unterschiedlichen Ämter, Dienste und Charismen wertschätzen und gemeinsam Kirche gestalten. Unter der Führung des Heiligen Geistes zu verbindlichen und von einer breiten Mehrheit getragenen Entscheidungen kommen. Für einen solchen Kulturwandel in der Kirche setze ich mich weiterhin mit aller Kraft ein.

   Mit der V. Synodalversammlung geht der Synodale Weg zu Ende – seine Anliegen bleiben. Wir müssen uns den Ursachen von Gewalt und Missbrauch in der Kirche weiter stellen. Wir müssen aufdecken, wo unser Zeugnis durch ein Auseinanderklaffen von Anspruch Gottes und kirchlicher Wirklichkeit verdunkelt wird. Wir brauchen auch weiterhin wirksame Reformen, damit durch die Kirche etwas von der Freude des Evangeliums aufscheint.

   Deshalb bin ich für eine Verstetigung des Synodalen Weges in einem synodalen Gremium. In gemeinsamen Beratungs- und Entscheidungsprozessen sehe ich keine Beschneidung meiner bischöflichen Leitungsaufgabe und Letztverantwortung. Sondern – im Gegenteil! – eine unverzichtbare Voraussetzung, um als Bischof meinen Dienst an der Einheit evangeliumsgemäß und wirksam ausüben zu können. - Presse/Bistum Speyer

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